Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen by Bernhardt N

Der Hexer von Hymal 01 - Ein Junge aus den Bergen by Bernhardt N

Autor:Bernhardt, N. [Bernhardt, N.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-05-07T04:00:00+00:00


Am Abendtisch saß die gesamte Familie dann wieder beisammen. Auch die Geschwister, die tagsüber auf den Almen waren, hatten sich dazugesellt. Nikkos Geschichte hatte sich auch unter ihnen schon unlängst verbreitet. Darum herrschte am Tisch eine seltsame Ruhe. Es war wohl Gimus finsterer Blick, der allen die Worte raubte. Nur die robuste Mutter schien davon wie immer unbeeindruckt.

»Willst du dich nicht erst noch etwas ausruhen, Junge?«, fragte sie mit mütterlicher Sorge in Richtung Nikko. »Du warst doch so lange krank. Der Weg nach Hocatin ist schließlich weit.«

»Danke, Mutter. Mir geht’s gut. Und wenn der fette Fodaj den Weg schon schafft…«, entgegnete Nikko mit einem verschmitzten Lächeln. Mit dem gelungenen Scherz erntete er einige Lacher unter den Anwesenden, nicht jedoch von Gimu. Der bullige Bruder stierte ihn nur finster an.

»Junge, sei doch vernünftig«, drängte die Mutter. »Was willst du denn überhaupt in der großen Stadt?«

»Lass ihn nur, Mutter«, sprach Gimu mit aufgetragener Miene. »Soll er doch besser in Hocatin scheitern, als uns hier weiter auf der Tasche zu liegen.«

»Gimu!«, fuhr die gute Frau barsch dazwischen, »sei nicht immer so gehässig! Der Junge ist nicht groß und stark, aber ein guter Hirte.«

»Ach ja, schwierige Aufgabe. Den ganzen Tag faul auf der Alm zu liegen«, spottete das frisch gebackene Familienoberhaupt weiter. »Glaub mir, Mutter. Es ist besser so. Reisende soll man nicht aufhalten.«

Damit war die Diskussion beendet. Viel wurde diesen Abend am Tisch dann nicht mehr gesprochen. Fast schien es, als ob die Geschwister Nikko aus Angst vor Gimu mieden. Mit gesenkten Blicken aßen sie schweigend ihr Abendmahl und verließen dann schnell die Küche.

Zu Nikkos Überraschung durfte er diese letzte Nacht nun doch in Großvaters Zimmer verbringen. Fast schien es, als wollte Gimu ihn von den anderen Geschwistern fernhalten. Vielleicht hatte er Angst, einige könnten sich auf die Seite des aufmüpfigen kleinen Bruders schlagen. Immerhin hatte der sonst so schwächliche Junge ihm heute kräftig die Stirn geboten. Als neuer Herr über den Hof jedoch, konnte sich Gimu keinen Autoritätsverlust leisten.



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